Game-Designer, Kult-Figur und Astronaut – Richard Garriott ist eine Lichtgestalt der Computerspiele-Industrie. Ende der 1970er-Jahre programmierte er als Teenager die Spiele Akalabeth und Ultima, wodurch er weltberühmt wurde. Weitere Ultima-Spiele und andere Megaseller folgten, aber auch Flops wie das Onlinespiel Tabula Rasa. Und wenn Garriott – der den Künstlernamen „Lord British“ trägt – mal keine Spiele entwickelte, flog er als Privat-Astronaut ins All, tauchte in die Tiefsee und besuchte die Antarktis.
Nachdem es in den letzten Jahren ruhig um den schillernden Lebemann wurde, ist er jetzt wieder zurück. Derzeit tourt er durch die Welt, um sein kommendes [gs Rollenspiel] Shroud of the Avatar zu promoten. Wir haben ihn auf der „Quo Vadis“-Konferenz in Berlin getroffen, um herauszufinden, ob das ambitionierte Projekt auch für Gelegenheitsspieler interessant sein könnte. Außerdem sprachen wir mit Richard über Angry Birds, das Holodeck und über den Abenteurer in ihm.
Spielesnacks.de: Richard, du bist ja unter anderem ein berühmter Game-Designer. War das dein Kindheitstraum?
Richard Garriott: Als ich ein Kind war, gab es den Job des Game-Designers nicht. In meiner Familie sind alle meine Geschwister und meine Eltern sehr gebildete Karriere-Menschen. Als ich die Schule verließ, um Computerspiele zu entwickeln, tolerierten das meine Eltern, weil man ordentlich Geld verdienen konnte – zumindest kurzfristig. Sie dachten immer, ich mache irgendwann doch meinen Abschluss und finde einen richtigen Beruf. Aber das passierte nie.
Es gab also nie eine Zeit in meinem Leben, in dem klar war, dass ich mal Game-Designer werde. Es passierte einfach.
Spielesnacks.de: Die Spiele, für die du bekannt wurdest, sind Rollenspiele, in die man sehr viel Zeit investieren kann und muss. Also definitiv keine Gelegenheitsspiele für zwischendurch. Trotzdem vertrittst du die Meinung, dass [gs Casual-Games] deine Spiele sehr beeinflusst haben. Warum?
Richard Garriott: In der Computerspiele-Geschichte gab es bislang drei prägende Epochen. Zuerst gab es die Zeit der Einzelspieler-Spiele, hauptsächlich für männliche Nerds, die sehr viel Zeit am Computer verbrachten. Danach kamen die so genannten MMORPG (Onlinespiele mit vielen Spielern gleichzeitig), bei denen man mit anderen Menschen zusammen per Internet spielte. Aber die meisten Menschen, die man in diesen Online-Welten traf, kannte man nicht. Und dann kamen die so genannten Social Casual Games, in denen man mit echten Facebook-Freunde spielt.
Was sich mit den Casual Games auch verändert hat: Früher zahlte man für ein verpacktes Spiel 60 Dollar, das vielleicht eine Fehlinvestition war. Heutzutage sind die meisten Spiele [gs Free2Play], also kostenlos. Die Leute investieren nicht mehr drei Stunden, um herauszufinden, ob ihnen ein Spiel gefällt. Als Game-Designer hast du heutzutage nur eine Minute, um sie von deinem Spiel zu überzeugen.
Diese beiden Erkenntnisse, dass Spiele sofort Spaß machen müssen und dass ich mich mit meinen Freunden vernetzen kann, haben auch meine Spiele beeinflusst. In manchen, zum Beispiel in Ultima Online, gab es viele Rollen, die du einnehmen kannst. Abseits des Kampfes konntest du Tiere zähmen, Fische fangen oder ein Cafè betreiben – genau so wie bei beliebten Facebook-Spielen. Und dieses Wissen will ich für mein nächstes Spiel Shroud of the Avatar nutzen.
Spielesnacks.de: Du willst also mit Shroud of the Avatar die Vielspieler, die Monster bekämpfen wollen, und die Gelegenheitsspieler, die lieber einen virtuellen Bauernhof betreiben möchten, gleichermaßen ansprechen? Wie willst du das schaffen?
Richard Garriott: Ja, das ist eine sehr große Herausforderung für mich. Denn ich will ja nicht, dass die Spieler, die auf der Suche nach einem Bauernhof sind, von den anderen getötet werden. Also muss ich herauszufinden, welche Art von Spielweise der Spieler haben will. Dazu muss ich ihn fragen. So etwas soll es in meinem Spiel geben.
Spielesnacks.de: Du bist reich, berühmt und warst auch schon im Weltall. Das klingt, als ob du dir alle Träume, die man so haben kann, schon erfüllt hast. Hast du noch andere Wünsche oder Ziele im Leben?
Richard Garriott: Ich war ja nicht nur im All, sondern auch schon in der Tiefsee und am Südpol. Da merkte ich, dass die Erkundung von Dingen meine Leidenschaft ist. Nun möchte ich nicht-physische Dinge ergründen, wie zum Beispiel Wissen oder Geschichte. So möchte ich zum Beispiel seltene Naturvölker erforschen, bevor sie aussterben. Das ist ziemlich schwer und die Zeit spielt gegen mich.
Auf der kreativen Seite möchte ich eine virtuelle Welt wie im Film Matrix erschaffen. Oder so etwas wie das Holo-Deck aus Star-Trek. Aber bis dahin haben wir noch Jahrzehnte voller Arbeit vor uns. Ich habe also noch viele Träume, die ich mir noch erfüllen will.
Spielesnacks.de: Zurück zu den Casual-Games. Welche Gelegenheitsspiele spielst du so?
Richard Garriott: Dank meines iPhones spiele ich mehr als je zuvor in meinem Leben. Ich spiele zum Beispiel Tower-Defense-Spiele wie Pflanzen gegen Zombies. Und viele weitere. (Er zeigt sein iPhone, wo Angry Birds, Cut the Rope, Wo ist mein Wasser? und andere bekannte Gelegenheitsspiele zu sehen sind)
Ich bin also mittlerweile ein sehr vielseitiger Spieler geworden, der nicht nur Rollenspiele mag.
Spielesnacks.de: Sehr Interessant! Vielen Dank für das Interview, Richard!
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1 Kommentare zu "Interview mit Spiele-Legende Richard Garriott: Auch „Lord British“ steht auf Angry Birds und Cut the Rope"