Angry Birds, Tiny Monsters und Die Schlümpfe; Hay Day und Jetpack Joyride; Dragon Vale und Die Sims: Kostenlose Spiele sind auf dem Vormarsch und auf unseren Computern, Smartphones oder Tablet-PCs nicht mehr wegzudenken. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter solch verlockenden Bezeichnungen wie Free-2-Play oder Freemium? Und wieso ist die Spieleindustrie so heiß darauf, ihre Spiele kostenlos unters Volk zu bringen?
In unserem Artikel Free-2-Play oder Hochseefischen im blauen Ozean der Spieleindustrie gehen wir diesen Fragen auf den Grund und sagen euch außerdem, wieso ihr nun auf der Fischkarte steht.
Free-2-Play, what?
Ob Free-2-Play oder Freemium ist eigentlich egal, denn beide Begriffe beschreiben folgendes Konzept: Verschenke ein Produkt oder Spiel, um es anschließend durch den Verkauf optionaler Premium-Güter, zum Beispiel Diamanten, Eicheln oder Zauberstäbe, in reales Geld zu verwandeln. Und so etwas funktioniert? Natürlich! Denn das Internet hat im Laufe seiner Entwicklung die Möglichkeiten hierfür geschaffen. Betrachten wir beispielsweise Facebook oder Google. Beide sind prinzipiell kostenlose Dienstleister, welche sich um Geld nun wirklich keine Sorgen machen müssen. Doch wäre Google so erfolgreich, wenn man es kaufen müsste? Es gibt doch noch Microsofts kostenlose Suchmaschine Bing! Oder wäre Facebook damit geholfen, kostenpflichtig zu werden? Nein! Das müssen sie auch nicht, denn das Geschäft mit den Premiumleistungen brummt.
Zudem existiert alles Digitale mittlerweile in einer Welt ohne wirkliche Grenzen. Das heißt, im Internet sucht man vergeblich nach vollgestopften Regelflächen, nach spritintensiven Elefantenrennen auf Autobahnen oder nach Materialkosten für Verpackungen, welche einen Verkaufspreis in die Höhe treiben können. Dasselbe gilt natürlich auch für die Welt der Spiele. Ob nun Spiele-Apps, Browsergames oder PC- und MAC-Spiele – alles wird digital gespielt und zunehmend auch digital gehandelt. Wieso sollte man sich in solch einer kostengünstigen Umgebung wie dem Internet, umzingelt von kostenloser Konkurrenz, also noch mit einem Preis herumschlagen, der Spieler verschreckt?
Hochseefisch à la carte
Der blaue Ozean der Spieleindustrie – eine wohl passende Bezeichnung für die Fischgründe der Branche. Zumindest wenn man sich über folgendes bewusst ist: Durch Free-2-Play, also ein vermeintlich kostenloses Spiel, steht dem Entwickler zunächst einmal ein ungefilterter Strom aus Spielwilligen zur Verfügung. Dieser Strom besteht aus Unmengen von Spielern, mit den unterschiedlichsten finanziellen Hintergründen und Zahlungsbereitschaften, welche das kostenpflichtige Spiel wahrscheinlich nie gekauft hätten. Was hat das jetzt mit dem blauen Ozean zu tun? Ganz einfach! Hast du einmal angefangen, ein Free-2-Play Spiel zu nutzen, entscheiden deine Premium-Käufe, ob du nun zum nicht zahlenden Plankton gehörst oder zur zahlungsstarken Gruppe der Wale. Dazwischen gibt es noch die kleinen Fische und Delphine, welche ab und zu nach einem Premium-Gut greifen. In guten Free-2-Play Spielen ist jedoch jeder gerne gesehen, denn der blaue Ozean der Spieleindustrie lebt von seiner Vielfalt.
Achtung vor Walfängern!
Wale sind die „Big Spender“ eines Free-2-Play-Spiels und können mit ihrer Vorliebe zum Kauf von vielen und/oder hochpreisigen Premium-Gütern enorm zum Erfolg eines Freemium-Spiels beitragen. Kein Wunder also, dass hochpreisige Güter ihren Weg in die virtuellen Regale der Spiele finden und sich viele Spieleentwickler auf den Walfang spezialisieren. Ein Spiel kostet immerhin Tausende Euro in der Entwicklung und auch Spieleentwickler leben nicht von Luft und Liebe. Über üppige Zahlungen, wie in diesem kleinen Comic überspitzt veranschaulicht, freut sich deshalb sicherlich jeder Spieleentwickler.
Bei League of Legends handelt es sich im übrigen um eines der erfolgreichsten Spiele überhaupt. Wieso das so ist? Genau betrachtet ist Free-2-Play in erster Linie das Ergebnis einer anhaltenden Evolution und die Nutzung neuer Möglichkeiten im Internet. Hierdurch entsteht sozusagen eine „Win-Win-Situation“, denn für Spieler bedeutet Free-2-Play der kostenlose Zugang zu aufwendigen und kreativen Leistungen von Entwicklern. Für Entwickler wiederum bedeutet Free-2-Play, optimistisch betrachtet, der Zugang zu den individuellen Zahlungen eines Millionenpublikums. Doch es gibt Unterschiede! Während ein gutes Free-2-Play-Spiel seinen Spielern Freiräume schafft, um in das Spiel einzutauchen, sind Walfänger auf schnelle Zahlungen aus.
Falls also bei jeder Aktion auf die Vorteile eines Premium-Produkts aufmerksam gemacht wird, die Kaufbuttons so platziert sind, dass man aus Versehen draufklickt und der Spaß ohne Zahlung schon nach kurzer Zeit vorüber ist, dann weg mit dem Spiel. Aber auch für gute Games wird Free-2-Play wahrscheinlich immer eine Gratwanderung sein.
Um Geschehnisse wie „Smurfgate“, bei welchem ein kleines Kind beinahe 1.000 Euro in das Premium-Gut „Schlumpfbeeren“ investierte, so gut wie möglich zu vermeiden, sollten Spieleentwickler den zahlungsunabhängigen Spielspaß in den Vordergrund stellen. Eltern müssen zudem darauf achten, dass nichts wirklich umsonst ist und weiterhin ein Auge auf die Spiele ihrer Kinder haben.